Der betroffenenkontrollierte Ansatz
Gewalt ist kein persönliches Stigma, sondern erlebtes Unrecht. Gewalt ist eine auf Machtstrukturen basierende Handlung, die einen Menschen auf ein Objekt reduziert. Das Definieren des Erlebten als Gewalthandlung ist der Beginn der Wiederaneignung des Subjektstatus. […] Aus der Analyse leitete sich unmittelbar ab, dass Selbstbestimmung im Bearbeitungsprozess sexualisierter Gewalt von zentraler Bedeutung ist. […] Vor allem in der öffentlichen Diskussion um sexualisierte Gewalt wird Betroffenen zunehmend zugestanden, Expert*innen zu sein. Dabei werden sie - wie auch im fachöffentlichen Diskurs - teilweise als „Expert*innen aus Erfahrung“, teilweise als „Expert*innen in eigener Sache“ bezeichnet. […]
Um Stigmatisierung, Entmündigung und Abwertung von Betroffenheit strukturell entgegen zu wirken, braucht es Anlaufstellen, die von Betroffenen selber betrieben werden. In ihnen sollen sie als Betroffene mit ihrer ganzen Lebenserfahrung, Kompetenz und Expertise sichtbar sein.