Die Retter-Übertragung
Die Retter-Übertragung enthält alle illusionäre Hoffnung auf damalige Retter und deren Versagen.
Wird das „Kind" „nachholend" gerettet statt als Kind-Repräsentanz im Damals verstanden, kann sich rasch eine maligne Regression entwickeln: Immer mehr Rettung und Außenstrukturierung führen in einen Prozess, der dieses innere Kind zum Kampfplatz nachholender Wiedergutmachung und therapeutischer Erschöpfung macht. In solchen Fällen wird die bereits erarbeitete Kompensation langfristig zerstört, werden frühere kindliche Lösungsmuster erneut einen breiten Raum einnehmen, die unbewusst agierte Hilflosigkeit wird zur Überlebensposition - in der endlosen Hoffnung auf Erlösung. Der Prozess „steht" über einer unstillbaren Sehnsucht nach Übertragungsbefriedigung.
Die Chance der Parallelisierung besteht darin, dass die Patientin beide „Rollen" und damit erwachsene Verantwortung für das „Kind" - eigentlich für dessen unerfüllbare Hoffnungen im Heute - übernimmt. Es geht darum, die intern laufende Übertragung parallel zu erfühlen und zeitlich zu trennen: Was hätte dem Kind geholfen, wie muss ich mir heute selbst helfen lernen - welche erwachsene Unterstützung kann ich heute erwarten, welche Sehnsucht auf Hilfe im Damals wird sich im Heute niemals erfüllen … Trotzdem ist es wichtig, an der Arbeit mit den Kind-Repräsentanzen und der enttäuschten Liebe des Kindes anzusetzen, um den Widerstand zu verflüssigen. […]
Die Verflüssigung der Dynamik muss an der Introjektebene ansetzen. Häufig finden sich Scheinretter, die sich in besonderem Maße als Täter erwiesen haben. Das „Kind" erscheint, da zu jeder Introjektrepräsentanz eine Kind-Reprasentanz gehört, gleichwohl unsichtbar, in der verzweifelten Hoffnung, entdeckt zu werden, aber heimlich prüfend. Paradoxerweise werden Hilfe und Unterstützung zwar abgewehrt, die wirkliche Rettung trotzdem von außen erwartet - ungesagt und so tief abgewehrt, das die Patientin selbst nichts lange davon weiß.
Insofern stellen alle aktiven therapeutischen „Hilfsversuche", die als „Stabilisierungstechniken" in die Traumatherapie eingegangen sind, in dieser Konstellation eine Kontraindikation dar: Sie fallen auf bedrohliche „Helfererfahrungen", und dies unterläuft die interne strukturelle Kompensation. […]
Die Therapeutin muss als Helferin ebenfalls versagen.