Zitate

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Einige dieser Zitate könnten starke Gefühle auslösen.

Fürsorgepädagogik und paternalistische Expertokratie

In der Geschichte des beruflichen Helfens herrschte über Jahrhunderte hin weg eine barmherzige oder eine korrigierend kontrollierende Haltung vor (vgl. Müller 2013): Fürsorge diente in erster Linie dazu, die gesellschaftlichen Strukturen stabil zu halten und Sonderlinge zur Anpassung zu zwingen. Wer sich nicht fügte, wurde von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen, war weder erwünscht noch vorgesehen. Sie hatten kaum Einfluss auf Entscheidungen und sollten dankbar sein, dass ihnen geholfen wird. Diese Art der Hilfe und Bevormundung verschlimmerte die Abhängigkeit der Hilfebedürftigen von staatlicher Unterstützung und verstärkte das Gefühl von Hilflosigkeit. Auch heute noch stoßen Menschen, die Unterstützung suchen, oft auf Bevormundung: „Ein Obdachloser sollte sein erbetteltes Geld für Essen ausgeben, nicht für Bier und Zigaretten! Wozu braucht eine Sozialhilfeempfängerin einen Internetzugang?“ ...
  |   Gaby Straßburger, Judith Rieger   |   Tags: community

First you need to teach people a language of domination

First you need to teach people a language of domination. You have to teach them a language that fits hierarchical structures that fits the story. So, you have to teach people moralistic judgment—to think in terms of who is what. Who is royalty? Who are peons? Who is right? Who is wrong? Who is normal? Who is abnormal? Language is a critical way of molding people’s minds. You can control people’s minds to a large extent by the language you put in their heads. So, it’s very important that some of the first words you want to get people to hear are the words good, bad, right, wrong, normal, abnormal, should, shouldn’t, have to, and can’t. If you want people to be controllable by authority, the key unit of education is language. What language do you pump into people’s heads? ...
  |   Marshall B. Rosenberg   |   Tags: community, gfk

Eine einfache Mitteilung

Eine einfache Mitteilung (1859) Wenn wir beabsichtigen, einen Menschen zu einer bestimmten Stelle hin zu führen, müssen wir uns zunächst bemühen, ihn dort anzutreffen, wo er sich befindet und dort anzufangen. Jeder, der dies nicht kann, unterliegt einer Selbsttäuschung, wenn er meint, anderen helfen zu können. Wenn ich wirklich einem anderen helfen will, muss ich mehr verstehen als er, aber zuerst muss ich begreifen, was er verstanden hat. Falls mir dies nicht gelingt, wird mein Mehr-Verständnis für ihn keine Hilfe sein. Würde ich trotzdem mein Mehr-Verständnis durchsetzen, dürfte dies wohl in meiner Eitelkeit begründet sein. Ich möchte meine Unterstützung durch seine Bewunderung ersetzen. Aber jede wahre Kunst der Hilfe muss mit einer Erniedrigung anfangen. ...
  |   Sören Kierkegaard   |   Tags: helfen

Die Täter-Opfer-Wippe: Verantwortung

“Reichen Schutzmaßnahmen für Mitglieder helfender Berufe aus? Es geht ja um eine zunehmende gesellschaftliche Radikalisierung und Enthemmung Einzelner oder bestimmter Gesellschaftsgruppen, denen grundsätzliche Fähigkeiten wie Konfliktbereitschaft, Spannungstoleranz, Frustrationsbereitschaft, Diskursfähigkeit sowie Empathie zu fehlen scheinen. Das intuitive Empfinden für eine gute Balance und Ausgleichsbemühungen zwischen extremen Handlungsmöglichkeiten sind bei diesen Menschen erstarrt. […] Fast scheint es so, als habe sich diese Pathologie mit hoher Gewaltbereitschaft und Intoleranz dem “Fremden” gegenüber nicht nur auf Einzelne, sondern auf ganze Schichten, Gesellschaften und Staaten ausgedehnt. Was erleben solche TäterInnen als Recht, was als Unrecht? Wieso erleben sie sich als hilflose Opfer der Gesellschaften, in denen sie leben? […] ...
  |   Bernd Voigt, Sabine Trautmann-Voigt   |   Tags: politik, täter-opfer

Die Täter-Opfer-Wippe: Einleitung

Wir fragten uns oft, zu welchen relevanten Themen wir öffentlich Stellung beziehen können und wollen. In den letzten Jahren ging es uns um die sogenannte Effektivität in der psychotherapeutischen Profession und unseren Zweifel am Machbarkeitswahn einer streng an Leitlinien orientierten oder rein verfahrensspezifischen Psychotherapie (Trautmann-Voigt & Voigt, 2020). Es ging uns um konstruktive Kritikversuche am festgefahrenen Schulendenken zwischen Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie und um Konzepte einer Methoden integrierenden Psychotherapie (Trautmann-Voigt & Voigt, 2017). Im vorliegenden Buch stehen nun drängende Fragen nach der Dynamik von struktureller und Menschen gemachter Gewalt und Macht-Ohnmacht-Konstellationen im Vordergrund der Betrachtung. Dabei geht es tatsächlich auch um so große Fragen wie die nach der Würde des Menschen, um Respekt vor dem Andersartigen und um die Hintergründe von verabscheuungswürdigem und missbräuchlichem Handeln. ...
  |   Bernd Voigt, Sabine Trautmann-Voigt   |   Tags: politik, täter-opfer

Die Opferhaltung als Überlebensstrategie

Der Begriff Opfer muss von der Opfer-Überlebenshaltung unterschieden werden. Bei jeder Traumatisierung gibt es ein wirkliches Opfer. Wenn aber jemand sein Leben in Hilflosigkeit und ständigem Leiden verbringt, sprechen wir in der loPT von einer Opfer-Überlebenshaltung. Sein Leben wie ein Opfer zu leben, selbst wenn die tatsächliche Traumasituation des wirklichen Opferseins lange vorüber ist, ist eine Opfer-Überlebenshaltung. Sie hat den gleichen Zweck wie alle Überlebensstrategien: das Vermeiden der Auseinandersetzung mit dem eigenen Trauma. Jemand, der auf diese Weise lebt, täuscht Hilflosigkeit vor, um die Realität seines Traumas nicht wahrhaben zu müssen. Seine Hilflosigkeit entspricht nicht der Realität, sondern ist eine Haltung. Das bedeutet, dass dieser Mensch sich selbst und sein Trauma nicht ernst nimmt. ...
  |   Vivian Broughton   |   Tags: täter-opfer, trauma

Der betroffenenkontrollierte Ansatz

Gewalt ist kein persönliches Stigma, sondern erlebtes Unrecht. Gewalt ist eine auf Machtstrukturen basierende Handlung, die einen Menschen auf ein Objekt reduziert. Das Definieren des Erlebten als Gewalthandlung ist der Beginn der Wiederaneignung des Subjektstatus. […] Aus der Analyse leitete sich unmittelbar ab, dass Selbstbestimmung im Bearbeitungsprozess sexualisierter Gewalt von zentraler Bedeutung ist. […] Vor allem in der öffentlichen Diskussion um sexualisierte Gewalt wird Betroffenen zunehmend zugestanden, Expert*innen zu sein. Dabei werden sie - wie auch im fachöffentlichen Diskurs - teilweise als „Expert*innen aus Erfahrung“, teilweise als „Expert*innen in eigener Sache“ bezeichnet. […] ...
  |   Thomas Schlingmann   |   Tags: politik

Das Konzept von Bosheit ist eine Vermeidung des Themas Trauma

Täter werden oft als böse bezeichnet, aber diese Bezeichnung ist unpassend. Wir blicken zurück auf eine lange Geschichte von als-böse-geborenen Kindern, die Reinigung (Taufe) und Disziplin brauchen. Dies widerspricht jedoch völlig der Logik von Natur und Evolution: Wir würden niemals sagen, ein junges Kätzchen oder ein Welpe oder eine junge Eiche seien böse. Es handelt sich hier um eine Erfindung des Menschen, die den menschlichen Hang zu Täterhandlungen erklären soll. Das komplette Konzept von Bosheit ist Teil einer kulturellen Überlebensstrategie und eine Vermeidung des Themas Trauma. Da es für eine Täterschaft oft keine rationalen Gründe gibt, wird häufig behauptet, dass Täter böse seien. ...
  |   Vivian Broughton   |   Tags: gewalt, trauma

Conflict is essential to human life

Conflict is essential to human life, whether between different aspects of oneself, between oneself and the environment, between different individuals or between different groups. It follows that the aim of healthy living is not the direct elimination of conflict, which is possible only by forcible suppression of one or other of its antagonistic components, but the toleration of it — the capacity to bear the tensions of doubt and of unsatisfied need and the willingness to hold judgement in suspense until finer and finer solutions can be discovered which integrate more and more the claims of both sides. It is the psychologist’s job to make possible the acceptance of such an idea so that the richness of the varieties of experience, whether within the unit of the single personality or in the wider unit of the group, can come to expression. ...
  |   Marion Milner   |   Tags: conflict