Traum und Verantwortung - ein interdisziplinärer Förderverein für Traumata, Kinderschutz, Gewaltprävention und Therapie.

Der Verein versteht sich als politisch. Was können wir tun, um dem Thema zwischenmenschliche Gewalt und Traumata den gesellschaftlichen Stellenwert zu verschaffen, den es verdient? Wie können wir uns gegenseitig unterstützen und stärken, in unseren jeweiligen Arbeitsfeldern und mit unseren Erfahrungen, von Mensch zu Mensch?

Dabei widmen wir uns insbesondere Themen, die gesellschaftlich nach wie vor tabubehaftet sind, und fördern kontroverse Debatten und innovative Projekte. Dazu gehören organisierte Gewalt, Inzest, Täterarbeit, Sekten, der Zusammenhang zwischen frühkindlichen Erlebnissen und Extremismus, psychische Erkrankungen als Folge negativer Kindheitserlebnisse ganz allgemein, und die manchmal nicht einfachen Interaktionen mit Institutionen und Familiensystemen.

Der Freundeskreis Gewalt des Vereins trifft sich in Ortsgruppen, um sich zu vernetzen, Freundschaften zu knüpfen, sich in lockerem Rahmen über diese Themen auszutauschen und gemeinsame Unternehmungen zu planen und durchzuführen.

Dank unserer bisherigen Förderer haben wir vor, in den nächsten Jahren zunächst bis zu zwei Millionen Euro für diese Themen auszugeben. Aus mancher Sicht durchaus ein ordentlicher Betrag. Aber insgesamt doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Gerade deshalb wollen wir dies mit Bedacht tun. Dafür bauen wir auf Mithilfe und Ideen von Fachkräften aus verschiedensten Bereichen im persönlichen Austausch. Welche Stellschrauben gibt es, um zwischenmenschliche Gewalt in unserer Gesellschaft nachhaltig zu verringern und Gewaltspiralen zu durchbrechen?

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Zitate

From Pain to Violence

What has become apparent is that, for violence to take place, there must be a cognitive process of dehumanisation of the ‘other’ backed up by the narcissistic rage of the traumatised self, in addition to the neurophysiological manifestations of a disrupted attachment system. […] No one truly interested in both understanding human violence and reducing its prevalence can now afford to ignore these studies and their conclusions. Violence is not an innate biological instinct: it is the manifestation of both our disrupted attachment bonds and our shattered self. ...
  |   Felicity de Zulueta   |   Tags: gewalt, politik

Der betroffenenkontrollierte Ansatz

Gewalt ist kein persönliches Stigma, sondern erlebtes Unrecht. Gewalt ist eine auf Machtstrukturen basierende Handlung, die einen Menschen auf ein Objekt reduziert. Das Definieren des Erlebten als Gewalthandlung ist der Beginn der Wiederaneignung des Subjektstatus. […] Aus der Analyse leitete sich unmittelbar ab, dass Selbstbestimmung im Bearbeitungsprozess sexualisierter Gewalt von zentraler Bedeutung ist. […] Vor allem in der öffentlichen Diskussion um sexualisierte Gewalt wird Betroffenen zunehmend zugestanden, Expert*innen zu sein. Dabei werden sie - wie auch im fachöffentlichen Diskurs - teilweise als „Expert*innen aus Erfahrung“, teilweise als „Expert*innen in eigener Sache“ bezeichnet. […] ...
  |   Thomas Schlingmann   |   Tags: politik

Mit zerbrochenen Flügeln

JEDES Leugnen der emotionalen Realität eines Kindes, das heißt jeder Zwang, jede Nötigung, Druck oder Motivation der Distanzierung vom eigenen Gefühl, ist emotionale Misshandlung. Dazu zählt jede Äußerung von Bezugspersonen, die das Kind dahin nötigen, eigene Empfindungen in Frage zu stellen, sich von ihnen zu distanzieren oder sie sogar als Belastung für andere wahrzunehmen. In diesem Zusammenhang müssen auch einige typische emotional misshandelnde Äußerungen, die sich ähnlich wie der Klaps oder die Ohrfeige, als „normal“ und sogar „hilfreich“ in der Erziehung etabliert haben, kritisch hinterfragt werden. ...
  |   Manuela Rösel   |   Tags: borderline, kinderschutz

Daseinsscham in der ersten Begegnung mit dem vorborgenen Kind

Im Brennen der Scham offenbart sich dem Erwachsenen das verstoßene und seither verborgene Kind. Es gab eine frühe Zeit, an die wir uns vielleicht gar nicht mehr erinnern, in der wir uns voller Vertrauen und Lust, uns zu zeigen, herausgewagt hatten, in der selbstverständlichen Erwartung, offenen Augen und Armen zu begegnen. Doch die Augen der anderen blickten teilnahmslos, und ihre Arme hingen tot herunter, und nachdem wir uns aus der Höhle des Geheimnisses herausgewagt hatten, schämten wir uns jetzt in den Boden. Falls sich diese vernichtende Erfahrung über längere Zeit wiederholt, setzt sich in uns nach und nach die allgemeine Scham fest, überhaupt am Leben zu sein. Ich nenne sie ‘Daseinsscham.’ Sie bestimmt das Leben so sehr, daß wir uns nicht mehr weiter vorwagen, sondern uns gewohnheitsmäßig vorschnell in die Höhle des Geheimnisses zurückziehen, mit der heimlichen, kaum bewußten Hoffnung, daß eines Tages jemand kommt, stellvertretend für uns den ersten Schritt tut und aus dem dunklen Versteck ans Tageslicht der Wirklichkeit geleitet. Selten erfüllt sich diese Hoffnung, und erfüllt sie sich doch, kommen wir nicht umhin, mit der Empfindung brennender Scham den Schritt mitzumachen. Letztlich müssen wir den Schritt alleine gehen und mit spürbewußter Scham die Schwelle zur eigenen Unabhängigkeit überschreiten. Dann löst sich die Scham in die Bereitschaft auf, uns als Fremde anderen Fremden zu zeigen. Mit der Freiheit zum Selbstausdruck haben wir das verstoßene, verborgene Kind wiedergefunden. ...
  |   Peter Schellenbaum   |   Tags: emotionen